Tiere als Akteure und Material in der zeitgenössischen Kunst
Symposium: Tiere als Akteure und Material in der zeitgenössischen Kunst
12.05.2017 – 14.05.2017
Das ambivalente Verhältnis zwischen Mensch und Tier durchzieht die Menschheitsgeschichte und ist gegenwärtig angesichts der zunehmenden Ökonomisierung von Natur von nie dagewesener Aktualität und Brisanz. Die Widersprüchlichkeit, mit der wir heute Tieren begegnen, spiegelt sich am deutlichsten in den disparaten Funktionen, die wir ihnen zuschreiben: als industriell gehaltener und verarbeiteter Nahrungslieferant, als Versuchsobjekt im Labor oder als Begleiter und Partner des Menschen. Hingegen wird das Tier in seiner ursprünglichen Existenz in der Natur zunehmend zu einer Randerscheinung. In den bildlichen und skulpturalen Darstellungen der Kunst findet der menschliche Blick auf das Tier schließlich seine visuelle Konkretisierung: Seit Jahrtausenden ist das Tier als Motiv und Bedeutungsträger eine vielschichtige Projektionsfläche für den Menschen.
Mit der allmählichen Infragestellung eines ausschließlich anthropozentrischen Weltbildes im 20. Jahrhundert wird jedoch auch in der Kunst die Rolle des Tiers neu verhandelt. Vermehrt lassen sich Künstler/innen auf die lebendige Realität des Tiers ein und beziehen Tiere als Akteure in ihre Arbeitsprozesse oder in ihre Werke ein.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung beleuchtet die Tagung Tiere als Akteure und Material in der zeitgenössischen Kunst erstmals aus interdisziplinärem Blickwinkel die Bedeutung und Rolle des leiblichen Tieres – lebend und tot – in der Gegenwartskunst. Dabei bilden die im Tagungstitel aufgerufenen Zuschreibungen „Akteur“ und „Material“ den Bedeutungsrahmen innerhalb dessen die Einbindung von Tieren in Werke der zeitgenössischen Kunst untersucht werden soll.
Durch den Einzug lebender und toter Tiere in die bildende Kunst werden vor allem Museen und Kuratoren vor neue Herausforderungen gestellt. Wie ist verantwortungsvoll mit diesem Sondergebiet der Kunst umzugehen? Welche ethischen und rechtlichen Voraussetzungen gilt es zu beachten?
Den komplexen Fragestellungen rund um das Ausstellen von lebenden und toten Tieren widmen sich renommierte Expert/innen aus den Geistes-, Sozial-, Natur-, sowie Rechtswissenschaften.
Die Tagung dient zur Vorbereitung der 2018 im Museum Schloss Moyland stattfindenden Ausstellung Vorsicht Tier! Akteur und Material in der zeitgenössischen Kunst, die die Entwicklung der Kunst mit lebenden und toten Tieren seit den 1960er Jahren aufzeigt.
Ort: Museum Schloss Moyland, Am Schloss 4, 47551 Bedburg-Hau
Preis 40 € / Schüler und Studenten 20 €
Der Preis umfasst Teilnahmegebühr, Museumseintritt, Pausengetränke.
Kalte und warme Speisen sind im Museumscafé oder im Restaurant Post Moyland erhältlich.
Anmeldung
bis 8.5.2017 unter info oder unter +49 (0)2824 9510-10.
Bei Rücktritt bis zum Anmeldeschluss werden 10 € einbehalten.
Nach Anmeldeschluss kann die Teilnahme nicht mehr zurückgezogen werden und der volle Preis wird berechnet.
Konzeption und Organisation
Dr. Bettina Paust, Stellvertretende Künstlerische Direktorin & Leiterin des Beuys-Archivs
Stiftung Museum Schloss Moyland
Laura-Mareen Janssen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Stiftung Museum Schloss Moyland
Die Tagung wird von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung gefördert.
Programm, Referent/innen & Diskussionsteilnehmer/innen
Fr., 12.5.2017
17.00 Uhr
Begrüßung und Beuys und der Coyote: Wie das lebende Tier in die Kunst kam
Dr. Bettina Paust, Stellv. Künstlerische Direktorin und Leiterin des Joseph Beuys Archivs,
Stiftung Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
18:00 Uhr Keynote
Performative Interspezies-Kunst im 21. Jahrhundert
Dr. Jessica Ullrich, Kuratorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen
Sa., 13.5.2017
9.00 Uhr
Tier-Werk-Betrachter.
Interaktionen in einer Dreiecksbeziehung zeitgenössischer Kunst
Dr. Marvin Altner, Kurator und Lehrbeauftragter an der Kunsthochschule Kassel
9.55 Uhr
Tier und Tod. Vom Umgang mit Kadavern in der Aktionskunst
Prof. Dr. Barbara Gronau, Professorin für Theorie und Geschichte des Theaters an der Universität der Künste Berlin
11.15 Uhr
Der tierische Leib. Berlinde de Bruyckeres Pferde-Skulpturen
Laura-Mareen Janssen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin,
Stiftung Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
12.05 Uhr
Typus oder Individuum?
Zur Präsentation lebender Tiere in der Gegenwartskunst
Prof. em. Dr. Thomas Macho, Leiter des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften der Kunstuniversität Linz
15.20 Uhr Artist Talk
Deborah Sengl, Künstlerin, Wien
Tue Greenfort, Künstler, Berlin/ Dänemark
16.05 Uhr
Jemand oder etwas?
Soziologische Analysen zur Ambivalenz der Mensch-Tier-Beziehung
Marcel Sebastian M.A., Doktorand und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg
17:30 Uhr Keynote
Gegenwartskunst zwischen Vermenschlichung und Vertierlichung.
Perspektiven der Verhaltensbiologie
Prof. Dr. Volker Sommer, Primatenforscher und Professor für Evolutionäre Anthropologie am University College London
So., 14.5.2017
9.30 Uhr
Vom Lebewesen zum Anschauungsobjekt:
Ethisch relevante Facetten der Nutzung und Verwertung von Tieren
Dr. Judith Benz-Schwarzburg, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Messerli Forschungsinstitut Wien
10.25 Uhr
Das Tier in der Kunst, Recht und Ethik
Dr. iur. Antoine F. Goetschel, Rechtsanwalt und Berater für das Tier im Recht und Ethik, Zürich
11.45 Uhr Podiumsdiskussion
Dr. Dorothée Brill, Kuratorin und Lehrbeauftragte (u.a.) an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin/ Braunschweig
Martin Sebastian Abel, GRÜNE-Abgeordneter des Landtages NRW und Fraktionssprecher für Haushalts- und Finanzpolitik sowie Tierschutz, Düsseldorf
Dr. Wolfgang Dreßen, Verhaltensforscher und Direktor des Krefelder Zoos
13.00 Uhr Schlusswort
Dr. Bettina Paust